Extratour Christenberg – Eine Wanderung durch den Burgwald

Extratour ChristenbergZahlreiche urtümliche Sagen und Märchen ranken sich um den Burgwald, der zwischen Marburg im Süden und dem Kellerwald im Norden gelegen eine der größten zusammenhängenden Waldflächen Hessens bildet. Eine gute Möglichkeit den Spuren dieser alten Erzählungen zu folgen bietet die Extratour Christenberg, die den Wanderer auf seinem Weg in alte längst vergangene Zeiten zurückversetzt.

Vom Startpunkt der Tour, dem Wanderparkplatz am Sportplatz in Münchhausen, führt der Weg, der durch ein rotes „C“ auf weißem Grund durchgängig gut beschildert ist, hinauf zum Waldrand oberhalb des Ortes, von wo man einen schönen Blick auf das Wetschafttal und das Ederbergland genießen kann. Begleitet von einem ruhig dahinfließenden Waldbach vorbei am Rastplatz Riebe Eck, der nach dem ehemaligen Revierförster Riepe benannt ist, gelangt man durch lichten Kiefernwald bis nach Mellnau, wo uns das erste richtige Highlight der Tour erwartet.

Burg Mellnau – Zurück ins Mittelalter

Die Burg Mellnau, deren Anfänge bis ins 13. Jahrhundert zurückgehen, thront oberhalb des Ortes und bietet, mit ihrem runden Bergfried, ein schon von weithin gut sichtbares Erkennungsmerkmal.
Wer die auf einem Hügel liegende Burgruine erklommen hat, wird mit einem herrlichen Blick auf das Fachwerkstädtchen Mellnau und das gesamte Umland bis hin nach Marburg belohnt.
Von der Burg selbst ist außer der Ringmauer, Bergfried und ein paar Resten des Palas nicht mehr allzu viel erhalten. Wer den Bergfried besteigen möchte, um einen noch besseren Ausblick auf die Umgebung zu haben, kann sich den Schlüssel zum Turm in der nahegelegenen Kuckuckshütte ausleihen, der Eintritt für Erwachsene kostet 1 Euro.

Bergfried der Burg Mellnau
Bergfried der Burg Mellnau

Natur pur im Christenberger Talgrund

Nach diesem kurzen Ausflug ins Mittelalter führt uns die Wanderung zurück in den Wald und über das „Mellnauer Kreuz“ hinab zum Naturschutzgebiet Christenberger Talgrund. Das schöne vermoorte Bachtal mit seinen Sümpfen und Wollgraswiesen ist Heimat für viele seltene Tier- und Pflanzenarten. In diesem ökologischen wertvollen Gebiet lassen sich beispielsweise verschiedene Torfmoose, der fleischfressenden Sonnentau und das schmalblättrige Wollgras, sowie seltene Libellenarten entdecken.

Das Moor im Christenberger Talgrund
Das Moor im Christenberger Talgrund

Spuren vergangener Tage auf dem Christenberg

Wir lassen diese einzigartige Naturlandschaft hinter uns und machen uns an den Aufstieg zum Christenberg. Durch das Südtor der ehemaligen fränkischen Kesterburg, von dem allerdings nur noch die Grundmauern zu sehen sind, erreichen wir das Plateau des 387 Meter hohen Berges.
Wie archäologische Funde zeigen gab es hier schon einige hundert Jahre vor unserer Zeitrechnung eine keltische Befestigungsanlage, Lützelburg genannt. Nach einem Brand etwa 200 v. Chr. wurde die Ansiedlung mit Holzgebäuden, Lager, Vorratsgruben und Handwerkerbauten allerdings aufgegeben. Erst im 8. Jahrhundert wurde die Anlage erneut befestigt und mit Mauern, Gräben und Türmen erweitert, was auf eine vorwiegend militärische Nutzung hindeutet.

Mauerreste der alten Befestigungsanlage auf dem Christenberg
Mauerreste der alten Befestigungsanlage auf dem Christenberg
Neben einigen Mauerresten aus der Frankenzeit, gibt es ein Bauwerk das heute noch das Aussehen des Christenbergs bestimmt – die Martinskirche. Die älteren Gebäudeteile des Gotteshauses stammen aus der Zeit um das Jahr 1000, das Chorgebäude an der Ostseite wurde dagegen erst um 1520 hinzugefügt. Umrahmt wird die Kirche von einem Friedhof, der auch heute noch genutzt wird.
Wer die Martinskirche und das historische Küsterhaus von innen besichtigen möchte, bekommt den nötigen Schlüssel in der anliegenden Berggaststätte. Das ehemalige Küsterhaus beherbergt heute ein kleines Museum über die Geschichte des Berges. Außerdem diente das kleine Fachwerkgebäude einst dem Märchenillustrator Otto Ubbelohde als Zeichenvorlage für das Märchen „Hänsel und Gretel“ von den Brüdern Grimm.

Martinskirche und Küsterhaus
Martinskirche und Küsterhaus
Neben geschichtsträchtigen Mauerwerken bietet sich vom Christenbergplateau außerdem ein wunderschöner Panoramablick über das Rothaargebirge, das Siegerland bis zum Sauerland.
Nachdem wir den Christenberg hinter uns gelassen haben, machen wir uns an den Abstieg zum Ausgangspunkt der Tour, doch noch sind wir nicht am Ende unserer Wanderung angelangt und der Weg hält noch die ein oder andere Überraschung für uns parat.

Ein Teich wie aus dem Märchen

Auf dem Weg ins Tal treffen wir auf den Spiegelteich, der geradewegs einem Märchen der Brüder Grimm entsprungen zu sein scheint. Der Name Spiegelteich kommt natürlich nicht von ungefähr, denn im Wasser spiegelt sich das Abbild der Martinskirche, die oben auf dem Christenberg thront.
Gleich neben dem Gewässer entspringt außerdem die Bonifatiusquelle, die dem Wanderer mit ihrem frischen kühlen Wasser eine Erfrischung auf den letzten Metern der Tour bietet.

Spiegelteich
Im Spiegelteich spiegelt sich das Abbild der Martinskirche

Extratour Christenberg – Abwechslungsreich und nie langweilig

Nicht umsonst wurde die Extratour Christenberg als Wanderweg des Jahres 2004 prämiert.
Der Wanderweg bietet sowohl Naturliebhabern als auch Burgen-Fans viele Anreize und wird zu keiner Zeit langweilig, da es ständig etwas neues zu entdecken gibt. Neben schönen Waldlandschaften, stillen Moos- und Moortäler und weiten Ausblicken, gibt es viele alte Mauerwerke zu entdecken, die den Wanderer ins Mittelalter zurückversetzen.
Ich empfehle die Tour entgegen dem Uhrzeigersinn zu laufen, da so das Highlight der Tour der Christenberg erst am Ende des Rundwegs liegt und man sich so noch lange Zeit darauf freuen kann.

This Post Has 2 Comments

  1. Dake für diese interessante Wanderung mit Bildern durch den Burgwald. Ehrlich gesagt war ich, bis auf kurze Zwischenstopps in Frankfurt, noch nie in Hessen. Hmm… wäre mal eine Reise wert!

    1. Auf jeden Fall, Hessen ist immer eine Reise wert 😉

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